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Babys oder kleine Kinder einfach schreien lassen?


Es bleibt ein Irrtum, dass Babys oder kleine Kinder „ruhig“ mal länger schreien können und es ihnen schon nicht schaden wird. Kleine Kinder bis zu anderthalb oder auch zwei Jahren (und manche auch darüber hinaus) können sich nicht ausreichend selbst beruhigen.

Sie sind mehr als dringend darauf angewiesen, dass Erwachsene auf sie reagieren, sich mitfühlend und beruhigend ihrem Kind gegenüber zeigen.


Das heißt, mit dem Kind Kontakt auf nehmen, leise und beruhigend mit dem Kind sprechen, es dabei anschauen, ihm etwas vorsingen, das Kind hochnehmen und herumtragen, ihm einen Schnuller geben…. Tun Sie das, was hilft. Aber tun Sie nicht nichts. Das ist falsch.


Es geht auch darum – wenn das Kind gesund ist, satt ist, gewickelt ist und trotzdem zu schreien beginnt - dass andere Bedürfnisse eine Rolle spielen, die eine Antwort durch die Eltern brauchen. Reagieren Sie als Eltern nicht und lassen das Kind länger als ein paar Minuten schreien, entwickelt sich möglicherweise ein ungutes Muster zwischen Ihnen und Ihrem Kind.


Ein Kind schreien zu lassen und nicht auf das Kind zu reagieren, hat negative Auswirkungen auf die Psyche und auch auf den Körper des Kindes, der stressaktiviert reagiert. Gerade wenn das Kind noch ein Baby ist, gerät es nach wenigen Minuten schon in existentielle Not. Das Schreien Ihres Kindes hat auch negative Auswirkungen auf Sie als Eltern. Es stresst Sie in der Regel enorm, ihr Kind schreien zu lassen, denn Sie wollen gute und liebevolle Eltern sein und nicht das Gegenteil.


Ein kleines Kind hat immer einen guten Grund, wenn es zu schreien beginnt. Reagieren Sie zeitnah, das heißt, innerhalb von Minuten. Reagieren Sie zugewandt – wie oben beschrieben. Wenn Sie nicht wissen, wie genau oder merken, dass Sie keine Nerven dazu haben, holen Sie sich Hilfe, machen Sie sich schlau. Rufen Sie jemanden an, Freunde, eigene Eltern, Verwandte oder bitten Sie Nachbarn um Unterstützung oder rufen Sie den Kindernotdienst an. Hauptsache, Sie lassen Ihr Kind nicht einfach schreien. Das macht das Kind krank und Sie mit. Denn Sie wollen ja das Beste für Ihr Kind.


Die Entwicklung eines Menschen passiert in Beziehungen - von Anfang an.


Die meisten Konzepte zur »frühen« psychosozialen Prävention sind an der Entwicklung des Kindes orientiert. Da sich dessen seelische und körperliche Entwicklung nur in der Beziehung vollziehen kann, ist die Stärkung der Beziehungen zu den primären Bezugspersonen, die »gut genug sind« (Winnicott, 1974), entwicklungsfördernd. Stern (1985) betont die Entwicklung des kindlichen Selbst und des Gefühls für ein Selbst als Antwort auf den Anderen. Das Gegenüber sind meistens die Eltern, es können aber auch andere Pflegepersonen sein. Sensitive und kontingente Reaktionen auf die kindlichen Signale tragen nach der Bindungstheorie entscheidend dazu bei, dass die Bindungsfigur als sicher und verlässlich erlebt wird. Eine sichere Bindung gilt als wesentlicher Schutzfaktor und Puffer gegenüber Risikofaktoren für psychiatrische Erkrankungen. Voraussetzung für die Entwicklung einer sicheren Bindungsbeziehung ist eine positive Beziehung zwischen Eltern und Kind, die sich ihrerseits aus einer Vielzahl überwiegend positiver Interaktionen konstituiert.“


2015 | Auszug aus Tagungsskript : »STELLT DIE FRÜHE KINDHEIT WEICHEN?«, S. 11, Eine Veranstaltung des Instituts für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie des Universitätsklinikums Heidelberg und des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen | 25.–26. September 2015, Universität Heidelberg | QUELLE: https://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user_upload/fruehehilfen.de/pdf/Publikation_NZFH_Tagungsbegleiter_Stellt_Kindheit_Weichen.pdf)


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